Oder vielleicht besser, wer Preise vergleicht sollte auch die Qualität vergleichen!
Für einige ist der Führerschein so eine Art „Ware“…. so etwas wie ein neuer TV oder ein neuer Wasserkocher. Man geht erstmal auf Preisvergleichs-Tour um dann beim vermeintlich günstigsten „Schnäppchen“ zuzuschlagen.
Dass das meist nichts mit der Realität zu tun hat und dieser Schnapp mächtig nach hinten losgehen kann wissen die Schnäppchenjäger leider noch nicht.
So zum Beispiel werben einige Fahrschulen mit dem Wort „Anmeldung zum Sonderpreis“. Was will mir denn diese Werbung sagen? Ich weiß es auf alle Fälle nicht.
In einer Fahrschule muss man für die Anmeldung nichts bezahlen. Man zahlt einen so genannten Grundbetrag. Dieser Grundbetrag beinhaltet alle sonstigen Aufwendungen der Fahrschule, da gehört z.B. auch der Gang eures Fahrlehrers aufs Landratsamt dazu, sowie alle theoretischen Unterrichte, die ihr für euren Führerschein benötigt.
Theorieunterrichte separat zu bezahlen, wie z.B. bei den Fahrstunden, ist nicht erlaubt. Meißt bekommt der Fahrschüler hierfür noch nicht mal einen Beleg. Solltet ihr für die Theoriestunden extra Geld bezahlen, dann laßt euch das bitte immer quittieren.
Dahinter gekommen bin ich erst, nachdem mich immer mehr Schüler fragten, was sie denn nochmal für die Theoriestunden bezahlen müssten. Wer jetzt 1 und 1 zusammenzählen kann, weiß, was hier gespielt wird.
Alle Leistungen müssen in eurem Ausbildungsvertrag ganz klar aufgelistet, zu erkennen und nachzulesen sein.
Wer A sagt muss auch B sagen…..soll bedeuten, wer Preise vergleicht muss auch Qualität und Leistung vergleichen und meist trennt sich hier schon der Spreu von Weizen.
Die Führerscheinausbildung ist, wie der Name schon sagt, eine Ausbildung. Je besser die Ausbildung umso länger habe ich auch etwas davon.
Wir leben und fahren heute im 21. Jahrhundert und nicht mehr in den 70 gern.
Die Menschen haben alle keine Zeit mehr, jeder rennt von Termin zu Termin, die Fahrzeuge wie auch die Verkehrsdichte sind mit damals in keinster Weise mehr zu vergleichen. Sicher strebt man immer wieder mal gerne den Vergleich zu damals an, gerade wenn es um die Kosten für den Führerschein geht. Oft höre ich dann „ ich hatte nur 3 Fahrstunden“ oder auch „ mein Führerschein hat noch keine 1000 Mark gekostet“……wie gesagt, damals!
Schon lange hat die Technik den Menschen eingeholt stellenweise sogar überholt, vielleicht auch überfordert. Viele sind heute nicht in der Lage selbständig auf eine Situationsänderung zu reagieren wie z.B. das Licht oder den Wischer ein oder auch auszuschalten oder auch sich darum zu kümmern wo diese Dinge ein bzw. ausgeschaltet werden, wo ist denn der Warnblinker….ist aber nur ein kleines Beispiel.
Von einem guten und ausgeprägten Orientierungssinn oder dem Fahren nach Wegweisern, Schildern oder einer Landkarte, möchte ich erst gar nicht reden denn hierfür gibt es ja Navigationsgeräte die das für mich erledigen. Auf die Frage „Was machst du denn wenn dir in Hamburg oder Berlin dein Navi kaputt geht?“, kam von einem Schüler die Antwort „dann fahre ich in den Media-Markt und kaufe mir ein Neues!“. Was hätten wir früher gemacht? Richtig, geschaut wo ist die nächste Tankstelle und hätten uns eine Karte gekauft….Tja damals. Die Zeiten ändern sich!
Heutzutage tragen diese ganzen Helferlein leider auch dazu bei dass der Mensch immer mehr einrostet und dadurch im Umkehrschluss immer weniger belastbar ja stellenweise sogar über oder auch unterfordert ist. Die Art der Überforderung stelle ich leider immer öfter bei meinen Fahrschülern fest. Diese haben nur noch sehr wenig Freizeit, sind ständig in Hetze und Eile. Sie kommen gestresst und völlig aus der Puste zur Fahrstunde. Am Ende der Stunde wird schon fast fluchtartig das Auto verlassen weil sie schon wieder zum nächsten Termin hetzen müssen.
Zeit, um die erlebten Erfahrungen und Eindrücke der letzten Fahrstunde zu verarbeiten oder gar zu analysieren, hat man keine. Dies hat natürlich zur Folge, dass die Aufgaben und Übungen zigmal wiederholt werden müssen bevor sie der Schüler verinnerlichen kann. Eine Anhäufung von Fahrstunden ist also fast schon vorprogrammiert.
Die Prüfungsanforderungen sind heute natürlich ganz andere als damals. Hat es damals schon gereicht „ einmal um den Block zu fahren „ würden doch die meisten heute schon bei der ersten Frage des Prüfers scheitern. Wenn es z.B. heißt „ benennen Sie mir bitte alle Kontrolllämpchen in ihrer Armaturentafel“ oder auch „ öffnen Sie bitte die Motorhaube und kontrollieren sie den Ölstand“, wo schalten sie das Warnblinklicht ein, wo finden sie die Angaben über den richtigen Reifenluftdruck, wo sitzt der Bremslichtschalter oder benennen sie mir bitte die 3 wichtigsten Reifenfaktoren.
Dies ist nur ein klitzekleiner Auszug von Fragen die der Prüfer heute vor oder nach der Prüfungsfahrt dem Prüfling stellen wird.
Na, hätten Sie es gewusst?
Es entscheidet heute weder der Fahrlehrer noch der Fahrschüler ob man diese Prüfung besteht oder nicht, dies entscheidet der Prüfer ganz alleine.
Überzeuge ich ihn mit einer ausgeglichenen Fahrt, mit guter Verkehrsbeobachtung und einer umweltschonenden Fahrweise, dann werde ich seinem Anspruch gerecht und bestehe, schaffe ich es nicht seine Ansprüche und die des Gesetzgebers zu erfüllen dann falle ich durch. Das ist heute noch genauso wie damals. Früher durfte man auch nicht beim Stop-Schild weiterrollen, da fiel man genauso durch wie heute. Nur heutzutage sind die Ansprüche der Prüfer viel höher als damals.
Beim durchlesen der Prüfungsrichtlinie werden sie festgestellt haben das es doch um weitaus mehr geht und viel mehr von einem Prüfling erwartet wird als nur, sinnbildlich, einmal um den Häuserblock zu fahren. Der Gesetzgeber schreibt ganz genau vor, was der Prüfling alles zu machen hat und was nicht.
Der Fahrlehrer, der heute vorhersagen kann, wie viele Stunden ein Fahrschüler brauchen wird ist entweder ein Wahrsager (sicher hat dieser auch eine Glaskugel) oder ein Dummschwätzer. Ich kann es jedenfalls nicht.
Jeder Mensch ist verschieden, es gibt so viele Unterschiede, so viele unterschiedliche Charaktere oder auch Lerneigenschaften und doch müssen alle am Ende der Ausbildung die gleiche Leistung zeigen und abrufen können. Wir können immer nur vor aber nicht in den Kopf hinein schauen.
Wir Fahrlehrer können nur eins machen. Nach bestem Wissen und Gewissen, jedem das mit auf den Weg zu geben was er später auch zum Fahren brauchen wird um auch alleine bestehen zu können. Wir können nur Empfehlungen, Tipps und Anregungen aussprechen, umsetzen muss sie jeder selbst.
Erst dann ist auch ein erfolgreicher Abschluss relativ sicher.
Für mich persönlich ist der Prüfungstag nur eine Art Hürde. Meine Arbeit geht weit über diesen Tag hinaus. Ich muss das Gefühl haben sicher und gut aufgehoben zu sein wenn mein Schüler fährt, ich muss das Gefühl haben das dieser alles im Griff hat, auch mal in der Lage ist spontan stehen zu bleiben oder gar auch mal auszuweichen wenn es nötig ist. Erst wenn ich dieses Gefühl habe weiß ich, dass meine Zeit gekommen ist zu gehen.
Fühle ich mich wohl, fühlen sich der Prüfer und sicher auch die Eltern wohl, wenn der neue Verkehrsteilnehmer auf seine eigene große Reise geht. Und genau das ist seit knapp 25 Jahren meine Aufgabe und mein Ziel und natürlich auch das meines Teams.
Alles Liebe euer Andy